Montag, Februar 26, 2007

British Standard Whitworth

Die Briten haben´s gut! Sie haben soviel, auf das mit Recht stolz sind: Fußball, Automobile, Maschinenbau und natürlich das legendäre BSW-Gewinde. ;)

Sie waren ja auch kürzlich schon ein mal Fußball-Weltmeister, das aber auch nur aufgrund spezieller Mithilfe der Referees.
Mein Kumpel hatte mal einen Spitfire, aus Frust hat er dann doch lieber Elektrotechnik statt Maschinenbau studiert. Und British Leyland stand meines Wissens kurz vor der Umfirmierung in British Elend. Soviel zu meinen Freunden von der Insel.

Aber zum Thema: Erster Irrtum: BSW wird nicht nur von Klempnern als konisches Rohrgewinde verwendet; nein, das gibt´s auch zylindrisch und ist haufenweise an meinem Mopped verbaut. (Der Motor ist glücklicherweise komplett auf Metrisch umgestellt.)

Damit die Zollsysteme auch ja nicht untereinander harmonieren, hat BSW 55° Flankenwinkel und die Amerikaner bei UNC 60°. PP-persönliches Pech. Aber dafür können die Briten vielleicht gar nichts.

Die Anweisung: "gib mir mal nen 17er Gabel" ist jedenfalls kurz und präzise, demgegenüber hört sich: "fünf sechzehntel" für 5/16W nich so doll an, und dann noch auf englisch. Aber das macht ja alles nichts, jeder so wie er es gewöhnt ist.

Ich kann mich nicht erinnern, jemals ein metrisches Gewinde abgerissen zu haben, bei BSW ist mir das schon öfter passiert. Nach: "noch nicht ganz fest" kommt schon "ab". Ich denke, das hängt mit dem Flankenwinkel zusammen. Oder es ist die Qualität des Stahls.
Sukzessive führt das zu immer mehr metrischen Verbindungen an der Enfield.

In meinem Schraubenregal findet sich jedenfalls nur 8.8er Material, nicht das 4er und 5er - Gelumpe.

Das schärfste ist aber, dass es zu gleichen Gewinden Muttern/Schrauben mit unterschiedlichen Schlüsselweiten gibt. An sich ist das nicht schlecht gedacht, weil man zum Gegenhalten keinen zweiten gleichen Schlüssel braucht. Das habe ich bei mir aber mit einem Rollgabelschlüssel (übrigens auch als "Engländer" bezeichnet) gelöst. Vielleicht war das ja eine Erfindung aus der Verzweiflung heraus.

Für den normalen Schrauberalltag habe ich mir einen Ring-/Gabelschlüsselsatz von METRINCH besorgt. Diese Schlüssel übertragen die Kraft nicht auf der Kante des Sechskants, sondern auf die Flanke. Daher können die Schlüssel universell für Zoll- und metrische Schrauben und Muttern verwendet werden, - sehr praktisch.-
Metrinch ist wohl ein Nachbau des deutlich teureren Werkzeugs von MetricInch, aber mir tut´s das.





Freitag, Februar 23, 2007

Good vibrations I

Tatort: Rückfahrt von der letzten Testfahrt im Siebenmühlental. Auspuff schlägt von unten an die Fußraste. Fehler in der Garage sofort geortet. Mutter von Steckwelle zur Auspuffbefestigung hat sich verdünnisiert. Das zugehörige Gewinde auf der Welle ist zum Ausgleich gleich auch mit über der Jordan gegangen.
Glücklicherweise handelt es sich um eine 3/8" Welle mit einem was weiss ich auch immer für einem Zollgewinde drauf. Welle wird jetzt abgedreht und M10 draufgeschnitten. - Wieder ein Detail dem auf dem Kontinent üblichen und bewährten metrischen System angepasst.




PS. Dem Mist BSW (British Standard Withworth) widme ich einen eigene Geschichte. Aber Fußball spielen können meine Freunde von der Insel ja auch nicht. Von der Fahrtrichtung ganz zu schweigen.

Dienstag, Februar 06, 2007

Wenn mich der Zorn packt...


Was tun, wenn man wegen geflicktem Brustbein noch nicht wieder fahren darf? Man montiert nette Accessoires, die das Leben (und die Enfield) schöner machen. Diesmal ist der Seitenständer dran. Latürnich der mit ohne TÜV, weil ohne Schalter. - Wobei ein indischer Schalter zur Zündunterbrechung unterwegs sowieso häufiger Quell von Ungemach sein wird, also besser weglassen. Beim nicht hochgeklappten Seitenständer kommt man erst gar nicht weit. Und man weiß auch sofort, warum man auf der Fresse liegt. Hoher Lerneffekt, niedriges Wiederholungsrisiko.

Also mit Baustrahler und Werkzeug in die Garage. Wegen grimmiger Kälte das Garagentor zu gemacht. Der Einbau sollte nur ein paar Minuten dauern, waren ja auch nur zwei Muttern. - Das war übrigens gestern.

Zwei Muttern, gleiches Gewinde, unterschiedliche Schlüsselweiten. Das verstehe wer will. Macht nix, Schlüssel sind genug da. Muttern gehen auch wider erwarten ohne Caramba-Orgie auf - Seitenständer passt nicht, Bohrungen 2 mm zu weit auseinander, außerdem muss die Grundplatte angepasst werden. Zefix! Erst mal bei mehr Licht betrachten, det janze und Plan machen. Leider den Strahler zu hart aufgesetzt, Glühwendel abgerissen,
Sicherung rausgeflogen - tiefe Dunkelheit.

Elektrische Garagentoröffner haben einen entscheidenden Nachteil: Ohne Strom ist die Funktion etwas eingeschränkt! Und der Klapperatismus zur Entriegelung ist bei Stockfinsternis auch nicht zu finden. Sicherung im Haus unerreichbar, kein Handy dabei und die vorhandene Türe aus der Garage ist stabil verkeilt, weil die Bänder abgerostet sind und sonst die Tür beim Öffnen praktischerweise gleich ganz rausfällt.


Starke Halsanschwellung!

Entweder ergebe ich mich in mein Schicksal und warte bis Hasi mit dem Auto heimkommt, das Tor sich nicht öffnet und ich durch das geschlossene Tor Anweisungen zur Wiedereinschaltung des Automaten geben kann, um dann wochenlang Ziel andauernden Spotts sämtlicher "Freunde" zu werden. Nicht mit mir! Also mit Brachialgewalt die Türe geöffnet und Freiheit wiedererlangt. Sicherung reingedreht, Türe wieder eingesetzt, alle Arbeiten eingestellt, zwei Viertele getrunken. - Halsschwellung ist daraufhin zurückgegangen.
(Anm.: "Viertele"=schwäbische Maßeinheit für ein Glas Wein)

Heute mit neuem Elan und repariertem Baustrahler wieder in die Garage, Halteplatte des Ständers passend gedängelt, Distanzhülse noch etwas gekürzt, und passt. Sieht gut aus ! Steht nicht wie ´ne Eins, sondern wie eine Sieben - schön schief. (Garagentor vorsichtshalber offen gelassen)

Samstag, Februar 03, 2007

Testfahrt


Bild: Testfahrer bei seiner gefährlichen und wichtigen Tätigkeit (dahinter übrigens einer von der Rennleitung)

Testfahrten sind wichtig ! Sie dienen der Feststellung der Verkehrssicherheit des Moppeds nach vorangegangenen Modifikationen.

Zur Klarstellung der Terminologie ist übrigens zwischen Probe- und Testfahrten zu unterscheiden. "Probe" impliziert die Frage: "Fährt sie überhaupt noch, oder wieder?" Eine Probefahrt erfolgt daher nach größeren Operationen, wie z.B. der Totalzerlegung und dem Wiederzusammenbau des Motors. Nach einer Probefahrt muss demnach eine Testfahrt folgen.

Bei einer Testfahrt werden die vorgenommenen Veränderungen oder Reparaturen im harten Straßenalltag oder unter Rennbedingungen getestet.

Man unterscheidet zwischen kurzer und ausgiebiger Testfahrt. Eine kurze Testfahrt erfolgt spontan aus der Garage heraus mit Blaumann und dem Testfahrhelm. Die ausgedehnte Testfahrt erfordert dagegen die komplette Montur und ist nicht unter einer Stunde erledigt.

Für eine typische kurze Testfahrt schnappt sich der Testfahrer den zwanzig Jahre alten Jethelm, vertreibt kurzerhand mehrere fette deutsche Hausspinnen aus diesem geschützten Quartier und saust üblicherweise drei Mal durch den Ort. Übrigens ist bei Bulletfahrern eher die Bezeichnung "Testpilot" als "Testfahrer" zutreffend.

Vorsicht: Sollte man Publikum begegnen, ist die Stirn in Falten zu legen, der Kopf leicht nach links zu neigen, Ohr in Richtung Motor, um eventuell bestehende schädliche Klanggeräusche wahr zu nehmen. Ich schwöre, dass ich neulich einen 8-jährigen zu seinem Vater habe sagen hören: " kuck mal, ein Testfahrer."

Nach schweren Eingriffen in die Fahrsicherheit, wie z.B. ein Wechsel des Blinkerbirnchens, ist unbedingt eine ausgedehnte Testfahrt angesagt.
Für eine ausgiebige Testfahrt benutze ich die ehemalige Rennstrecke Solitude in Stuttgart. www.solitude-revival.org

Da es sich bei dieser Strecke um einen Rundkurs handelt, muss zum Test des Birnchens der Kurs einmal links herum, für die Überprüfung der anderen Blinkerseite die Strecke nochmal rechts rum befahren werden. Wir sind ja gründlich ! Unter anderthalb Stunden mit Hin- und Rückfahrt geht da nix.

Die Solitude ist an Wochenenden von motorisierten Zweiradfahrern der Gattung "Rennfahrer" übervölkert. Da sich diese Spezies durch eigene Selbstüberschätzung stark dezimiert hatte und drohte auf die Rote Liste bedrohter Arten gesetzt zu werden, sah sich die Verwaltung gezwungen, viele Geschwindigkeit begrenzende Zeichen aufzustellen, und diese durch ebenso viele Streckenposten der Rennleitung überwachen zu lassen.

Merke: Testfahrten auf der Solitude nur werktags !

Als ich von einer meinen letzten ausgiebigen Testfahrten zurückkam, begegnete ich meiner Ex-Verlobten vor der Garage.
Sie:" Wo warst Du denn ?" - Ich: "Testfahrt ! " - Sie kopfschüttelnd: "Du wolltest doch nur den Tank polieren ?". Da sieht man´s wieder: Keine Checkung beim anderen Geschlecht .

Testfahrten sind unheimlich wichtig !